Donnerstag, 17. November

Geliebt zu werden, macht uns stark. Zu lieben macht uns mutig. Laotse

Der November ist eine Zeit … vor 41 Jahren, Ende November und Anfang Dezember, haben sich meine Eltern verabschiedet, mitten aus dem Leben. Da war Andrea erst ein Jahr alt. Michael, der 13 Jahre später geboren ist, hat seine Großeltern nicht mehr kennengelernt.

Neulich war in Timos Lichtblick, den ich jeden Morgen sehe, seine Aussage: Du hast einen langen Kampf mit deiner Tochter geführt, auf hohem Energieniveau. Ja, als ich vor 2 Jahren die Wohnung in Bandelstorf gemietet habe, genau zu Andreas Geburtstag am 9. November – war es nicht nur wegen Jonte. Andrea und Paul wohnen auch in der Nähe, ein paar Dörfer weiter. Da war ich noch zu ihrem Geburtstag, und danach nochmal in der Adventszeit. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen, nur telefoniert. Selten, zu Weihnachten und unseren Geburtstagen. Dann Kontaktabbruch von ihr – weil ich selber über meinen Körper entschieden habe und zu allen Anfeindungen deswegen gesagt habe: Die persönliche Gesundheit ist kein solidarisches Allgemeingut. Ich war es leid, darüber zu diskutieren und mich zu rechtfertigen.

Während dieser Zeit – und das ist ein gutes Beispiel für das Resonanzgesetz – hab ich viele Frauen in meinem Umfeld gehabt, die Probleme mit ihrer Mutter haben, wie meine Tochter. Unter anderem auch die zweite Mieterin bei Heidi, Christin. Wie die gegen ihre Mutter zu Felde gezogen ist … Eure Mutter hat euch das Leben geschenkt, eure Eltern. Könnt ihr vielleicht mal DANKE sagen dafür?

An Andreas Geburtstag war ich in diesem Jahr bei Manja Nageltante und hatte überlegt, ob ich um die Ecke zu ihr in die Uni gehe, um ihr Geschenk abzugeben. Ich war da und doch nicht da. Ich hab gedacht, ich geh einfach hin, die Uni ist ein öffentliches Gebäude, Kontaktsperre ja oder nein. Erst hab ich das Sprachenzentrum nicht gefunden, obwohl ich früher schon da war – der Campus ist ein großer Komplex. Es war nicht gut ausgeschildert – oder ich hab es nicht gesehen. Schließlich stand ich dann doch oben im 4. Stock mit weitem Blick über Rostock auf den Turm des Steinkohlekraftwerks im Hafen. Der Eingang zum Sprachenzentrum ist eine Glaswand. An der Tür steht: Zutritt des Gebäudes nur mit Maske. Ach herrje – dann fiel mir ein, ich hab noch eine ganz unten in der Handtasche – eine bunte, noch von Guti-Gutshaus. Nein, ich setz keine Maske mehr auf – dann bin ich gegangen, mit dem guten Gefühl, mal da zu sein, wo meine Tochter jeden Tag arbeitet, Homeoffice-Tage ausgenommen.

Wir wollten abends telefonieren, sie waren aber Essen und sie hat geschrieben: Mutti, wir können auch morgen telefonieren. Ich weiß ja, dass du nicht so gerne lange auf bist. Das haben wir dann auch gemacht in der Mittagszeit. Ich hatte mein Auto bei Stanley in der Werkstatt im Dorf, Heidis Sohn. Der Auspuff hat röhrende Geräusche von sich gegeben und so war ich ohne Auto und konnte Jonte nicht abholen und auch nicht zu Martina, hatte dafür aber Zeit zum Telefonieren. Gut, dass wir einen KFZ-Meister in der Familie haben, hab ich zu Heidi gesagt. Er hat das schnell behoben.

Andrea ist jeden Tag liebevoll in meinen Gedanken und war es auch die ganze Zeit. Heidi sagt öfter: Wie kann sie ihrer Mutter das nur antun? So empfinde ich es nicht, auch nicht als Kampf, sondern als Loslassen auf hohem Niveau. Jetzt kommt Bewegung in die vorher festgefahrene Lage, seit wir telefoniert haben. Dabei ging es auch um das Land, das hinter unserem Elternhaus liegt und von dem Birgit ihren Anteil jetzt verkaufen will.

Ich hab mit Andrea gestern Abend noch geschrieben – sie prüft gerade bei der Sparkasse die Finanzierungsmöglichkeit. Sie findet, es sollte wieder in Familienbesitz sein. Ich hab dann noch beschrieben, wie ich es mit den Augen meiner Kindheit gesehen habe und hab gefragt – ich weiß nicht, an wie viel du dich noch erinnern kannst? Sie war bis zum Alter von 3 – 4 Jahren da, als meine Großmutter da noch weiter gewohnt hat, bevor sie nach nebenan zu meiner Tante Gisela, ihrer Tochter, gezogen ist. Ich erinnere mich an alles, kam sofort ihre Antwort – mit zwei erhobenen Fingern.

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