Wie schön, hier zu verträumen die Nacht im stillen Wald, wenn in den dunklen Bäumen das alte Märchen hallt. Joseph von Eichendorff
Heute ist Walpurgisnacht … und Tanz in den Mai unten auf dem Markt. Diesmal hat die Stadt bis 1 Uhr genehmigt, sonst ist hier immer um Mitternacht Schluss mit Remmidemmi.
Birgit hatte mich zu Kaffe und Torte eingeladen und wir haben den ganzen Nachmittag auf dem Bahnhofsvorplatz bei ihr auf der Bank in der Sonne gesessen. Und während wir da saßen und geredet haben, sind zwei große Wunder passiert …
Als ich um 7 zurückgekommen bin, kamen mir Sigi und Wolfgang entgegen. Die hatten meinen Autoschlüssel. Den hatte Maik von Jannys Eis in der Tür stecken sehen und ihnen gegeben. Ich hatte noch was aus dem Auto geholt, bevor ich zu Birgit gegangen bin, und ihn stecken lassen. Das zählt aber noch nicht zu den Wundern, es zeigt nur, dass Waren ein sicheres Pflaster ist und hier auf dem Hof die Nachbarschaftshilfe funktioniert.
Vorgestern, als ich die Terrasse gefegt und aufgeräumt habe, hab ich in dem Zug gleich meinem goldenen Engel draußen seinen Arm und seine Flügel wieder angeklebt. Die lagen die ganze Zeit neben ihm, nachdem er vor Monaten Opfer meiner Regenrinnen-Zisterne geworden ist. Das heißt, bei Regen dreh ich das Dachrinnen-Knie nach unten und fang das Wasser auf und bei trockenem Himmel dreh ich es wieder nach oben auf das Dach. Dabei ist es mal auf ihn runtergefallen und – Arm und Flügel ab. Als wenn er sich heute gleich dafür bedankt hat und losgeflogen ist, um Wunder zu bewirken …
Den ganzen April war ich krank und wie im Koma, da hätte ich sterben können, ohne es zu merken. Als wenn sich jetzt zum Mai ein neues Portal öffnet – weil ich dem Engel die Flügel angeklebt hab? Weil ich gesagt habe – Durchhalten und Weitergehen? Das war die Botschaft aus einem Buch, das ich gelesen habe, und die sich mir erst zum Schluss offenbart hat. Weil ich mir, unabhängig davon, immer gesagt habe – go-go-go-go? – wie der Herzschlag!
Ich hab YouTube-Videos über gelebte göttliche Weiblichkeit gesehen auf der einen Seite und von Shaolin-Meister und Mönch Shi Heng Yi auf der anderen – Durchsetzungskraft, Wille, Ausdauer – weil ich sie auch brauche, diese männlichen Kräfte – um weitergehen zu können.
Unten ist Tanz in den Mai, ich schreib mich in den Mai, das ist meine Walpurgisnacht. Ich warte noch auf den Titel des letzten Liedes, bevor ich ins Bett gehe. Mai – noch ein k dazu, dann wird aus einem Monat ein Leben …